„Die Unfallchirurgie in Deutschland - unsere Verantwortung und Verpflichtung“
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Pressemitteilung der DGU

Damit Patienten Lebensqualität wiedererlangen: Unfallchirurgen sichern seit 100 Jahren medizinische Versorgung auf hohem Niveau

Gedenken an die während der nationalsozialistischen Diktatur verfolgten jüdischen Mitglieder der Fachgesellschaft. Foto: © UKL / Stefan Straube

Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) begeht ihr 100-jähriges Jubiläum mit einem großen Festakt an ihrem Gründungsort, dem Universitätsklinikum Leipzig. Seit ihrem Entstehen hat die DGU ihr Fach zu einer leistungsfähigen und spezialisierten Disziplin entwickelt. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Formulierung und Sicherung von Standards zur Versorgung von Verletzten, damit Patientinnen und Patienten ihre Lebensqualität nach einem Unfall wieder zurückerlangen. Der damit verbundene Weg hat die Überlebenschancen Schwerstverletzter deutlich erhöht. So kommt heute in Deutschland nur noch jeder zehnte schwerverletzte Unfallpatient ums Leben, während im Jahr 1960 noch fast jeder zweite starb. „Einen wesentlichen Anteil an dieser positiven Entwicklung hat das eigens entwickelte TraumaNetzwerk DGU®. Es führte zu einer entscheidenden Wende bei der Versorgung Schwerverletzter. Verletzte können damit rund um die Uhr schnell und professionell versorgt werden“, sagt DGU-Präsident Oberstarzt Prof. Dr. Benedikt Friemert anlässlich der Jubiläumsfeier.

Das Aufgabenspektrum der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich erweitert. Unfallchirurgen operieren und rekonstruieren Verletzungen des Bewegungsapparates. Neben der Versorgung von Schwerverletzten beispielsweise nach Verkehrsunfällen zählt auch die Behandlung normaler Alltagsverletzungen aus Schule, Sport, Beruf sowie privatem Umfeld zu ihren Aufgaben. In den Bereich der Unfallchirurgie fallen alle Altersklassen vom Säugling bis zum alten Menschen. Nach Lebensrettung und Behandlung verletzter Patientinnen und Patienten stehen aber auch die Rehabilitation, die soziale und berufliche Wiedereingliederung und die Zurückerlangung von Lebensqualität im Zentrum des täglichen Handelns der DGU und ihrer 4.800 Mitglieder. Auch die Aufklärung zur Prävention von Unfällen gewinnt zunehmend an Bedeutung.

Die Zahl älterer Patientinnen und Patienten in der Orthopädie und Unfallchirurgie nimmt zu, damit besteht eine weitere Zukunftsaufgabe in der optimierten Versorgung älterer Menschen. In Deutschland werden pro Jahr derzeit mehr als 400.000 Altersbrüche behandelt, dafür werden aktuell Strukturen und Prozesse definiert. Ziel ist eine bestmögliche gesundheitliche Betreuung bei Verletzungen, Verschleiß oder Erkrankungen des Knochen- und Bewegungsapparates, um die Lebensqualität von Senioren und Seniorinnen zu erhöhen und Folgeerkrankungen abzuwenden.

Zu den immer besseren Ergebnissen in der Versorgung tragen ganz wesentlich standardisierte Abläufe bei, die unter anderem durch das TraumaNetzwerk DGU® festgelegt sind. „Hierzu zählen die festgelegte Reihenfolge der Hilfemaßnahmen im Rettungswagen und im Schockraum, aber auch die Weiterentwicklung der Intensivmedizin“, sagt Generalsekretär Prof. Dr. Dietmar Pennig. Neben der Einrichtung des TraumaNetzwerk DGU® stellt auch das TraumaRegister der DGU einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung der Fachgesellschaft dar. Es ermöglicht die einheitliche Dokumentation von Behandlungen in einer zentralen Datenbank und bietet damit eine verlässliche Grundlage für das Qualitätsmanagement in Krankenhäusern sowie für die Unfallforschung und erlaubt Rückschlüsse auch auf seltene Unfallkonstellationen wie beispielsweise der Verletzung von Schwangeren. Seit seiner Gründung im Jahr 1993 wurden Ergebnisdaten von über 450.000 Behandlungsverläufen dokumentiert. Von den Daten der mittlerweile fast 700 angeschlossenen Kliniken profitieren auch zunehmend Krankenhäuser im Ausland, etwa aus Österreich oder den Niederlanden, die sich dem TraumaRegister angeschlossen haben.

Einen besonderen Schwerpunkt sieht die DGU auch bei der Sicherung der medizinischen Versorgung in vielfältigen Kriegs-, Krisen- und Katastrophenfällen. „Seit Kriegsbeginn in der Ukraine konnten nach der Verteilung über das Kleeblattprinzip auch über das TraumaNetzwerk DGU® zahlreiche Kriegsverletzte schnell und gezielt an geeignete Kliniken vermittelt werden“, sagt Prof. Dr. Gerrit Matthes, Leiter der DGU-Sektion Notfall-, Intensivmedizin und Schwerverletztenversorgung (NIS).

Im Rahmen des Festakts am Gründungsort im Universitätsklinikum Leipzig versammelten sich die Teilnehmenden um die Stolpersteine am Eingangsbereich des Klinikums und gedachten damit der während der nationalsozialistischen Diktatur verfolgten jüdischen Mitglieder der Fachgesellschaft. Doch ging es beim Festakt nicht nur darum, mit Stolz zurück auf die Errungenschaften zu blicken, sondern auch darum, eine Vorausschau auf die Zukunft zu wagen. Eine große Aufgabe in der Zukunft besteht in der Nachwuchsgewinnung und damit verbunden in der Frage, wie das Fach für Medizinabsolventen und -absolventinnen attraktiv gemacht werden kann. Unfallchirurgischer Nachwuchs ist längst kein Selbstläufer mehr. Daher ist es eine der zentralen künftigen Aufgabe der DGU, trotz der besonderen Herausforderungen des Berufs geeignete Arbeitsbedingungen zu schaffen, damit das Fachgebiet für den akademischen Nachwuchs interessant bleibt.

Hintergrund:
Die medizinische Fachgesellschaft wurde am 23. September 1922 im Auditorium der Universität Leipzig als „Deutsche Gesellschaft für Unfallheilkunde, Versicherungs- und Versorgungsmedizin“ gegründet. Um jedem Verletzten an jedem Ort in Deutschland zu jeder Zeit die gleichen Überlebenschancen zu bieten, hat die DGU im Jahr 2008 das Projekt TraumaNetzwerk DGU® ins Leben gerufen. Bereits 1993 wurde das TraumaRegister DGU® erstellt. Mittlerweile zeichnet sich in Deutschland eine deutliche Verbesserung der klinischen Infrastruktur und der Prozessqualität bei der Versorgung schwerverletzter Patientinnen und Patienten ab.

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