„Die Unfallchirurgie in Deutschland - unsere Verantwortung und Verpflichtung“
Veröffentlichung

Weißbuch sichert Versorgung Schwerverletzter bei Verkehrsunfällen

In den Sommermonaten herrscht auf den Unfallstationen in deutschen Kliniken Hochbetrieb. Zu keiner anderen Jahreszeit gibt es so viele Unfälle mit Schwerverletzten. Auch die Unfallforschung der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald konnte in der eigenen Erfassung eine deutliche Zunahme der Unfallgeschehen in den Sommermonaten verzeichnen. Oft sind Motorradfahrer und Kinder betroffen. Auch die Zahl der Sportverletzungen nimmt zu. Das Überleben der Patienten hängt dabei von der reibungslosen Zusammenarbeit zwischen Rettungskräften und Unfallchirurgen ab. Sie ist ein Thema im Weißbuch zur Schwerverletzten-Versorgung, das die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) jetzt vorstellt.

Als Grund für das Weißbuch nennt Professor Dr. med. Hartmut Siebert, Generalsekretär der DGU vom Diakonie-Krankenhaus in Schwäbisch Hall, den gegenwärtigen Wandel in den gesetzlichen, wirtschaftlichen und demographischen Rahmenbedingungen. „Viele Kliniken müssen sich umorientieren. Neue Zentren entstehen, kleinere Kliniken werden geschlossen oder müssen sich auf besondere Aufgaben beschränken“, erläutert der Generalsekretär der DGU. Daraus ergäben sich neue Anforderungen an den Rettungsdienst. Er könne nicht wie früher routinemäßig alle Unfallpatienten in die nächste Klinik transportieren, sondern müsse genau wissen, welche Behandlungen dort möglich sind. So würden beispielsweise die in den Sommermonaten häufigen Schädel-/Hirnverletzungen eine interdisziplinäre Behandlung erfordern. „Neben den richtigen Ärzten müssten auch die apparativen Voraussetzungen in der Klinik stimmen. Ohne Computertomographie und freie Kapazitäten auf den Intensivstationen ist es kaum möglich, Hirnblutung bis hin zu lebensgefährlichen Verletzungen rechtzeitig und erfolgreich zu behandeln“, so Professor Dr. med. Axel Ekkernkamp vom Unfallkrankenhaus Berlin.

Die DGU bemüht sich deshalb um eine stärkere bedarfsorientierte Vernetzung der Kliniken. Es gelang der DGU, die Kliniken der unterschiedlichen Versorgungsstufen über das „Traumanetzwerk D“ zu verbinden. Das Weißbuch will hier Standards für die Kliniken setzen. Über den Versorgungsgrad der Kliniken können sich Ärzte und Rettungsdienste bereits jetzt im Internet informieren. Dort hat die DGU eine bundesweite Landkarte publiziert. Und mit dem „Traumaregister“ und Daten des Kraftfahr-Bundesamtes kann die DGU die Versorgungsqualität in den einzelnen Regionen vergleichen. Dabei seien jüngst Unterschiede aufgefallen. „Der Anteil tödlicher Verletzungen bei Verkehrsunfällen ist in den einzelnen Bundesländern und Regionen unterschiedlich hoch“, so Siebert. Das Weißbuch soll helfen, die Qualität der Versorgung bundesweit anzugleichen. Es handele sich aber um Defizite auf einem zwar unterschiedlichen aber vergleichsweise hohen Niveau, betont der Unfallchirurg. Die Organisation der präklinischen Unfallrettung und die interdiziplinäre Akutbehandlung von Unfallverletzungen in Deutschland gelte im internationalen Vergleich als vorbildlich. Mit dem Weißbuch möchte die DGU dazu beitragen, dass diese Spitzenstellung in Zeiten des Wandels gehalten werden kann.

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