„Die Unfallchirurgie in Deutschland - unsere Verantwortung und Verpflichtung“
PresseDKOU

Oberstarzt Prof. Dr. Benedikt Friemert

Prof. Dr. Benedikt Friemert (*1963) ist im Amtsjahr 2022 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) sowie Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU).

Der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie ist seit 2009 Klinischer Direktor für Unfallchirurgie und Orthopädie, Septische und Rekonstruktive Chirurgie, Sporttraumatologie Bundeswehrkrankenhaus Ulm.

100 Jahre DGU – ein guter Grund zum Feiern!

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Freunde und Unterstützer,
am 23.September 1922 ist die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) an der Universität Leipzig zunächst als „Deutsche Gesellschaft für Unfallheilkunde, Versicherungs- und Versorgungsmedizin gegründet worden. Der ursprüngliche Name der Fachgesellschaft zeigte schon damals die enge Verbindung zu den Berufsgenossenschaften, die am 5. Juni 1885 gegründet wurden. 
Schon von Anfang an kümmerten sich die Berufsgenossenschaften nicht nur um die Behandlung der Patienten, sondern sie spannten den Bogen von der Prävention bis hin zur Rehabilitation. Diesen Bogen haben wir Unfallchirurgen in unser berufliches Selbstverständnis aufgenommen und betrachten uns seither – für die Sache begeistert - auch heute noch als die „Kümmerer“ des verletzten Patienten.  
Die DGU war die erste spezialisierte Fachgesellschaft, die nach der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (1872) entstand. 1968 wurde die Unfallchirurgie als Teilgebiet der Chirurgie in die Weiterbildungsordnung aufgenommen. 1970 erfolgte die Einrichtung des ersten Lehrstuhls für Unfallchirurgie an der Medizinischen Hochschule Hannover, heute sind es insgesamt 40 Lehrstühle an allen Medizinischen Fakultäten. 
Schon früh verstand sich die DGU auch als Fachgesellschaft, die sich auch mit der Fortbildung des Nachwuchses auseinandersetzte. So wurden bis heute viele Formate entwickelt und realisiert, die in der 2004 gegründeten Akademie der Unfallchirurgie (AUC) zusammengefasst wurden.
Neben der Aufgabe der Fortbildung war es ein zentrales Anliegend der DGU, die Versorgung der Traumapatienten, insbesondere der schwerstverletzten Patienten nachhaltig auf organisatorischer und fachlicher Ebene zu verbessern. So wurde 2011 das Traumanetzwerk DGU® zunächst mit 8 Kliniken, gegründet. Dazu war es erforderlich, eine Auditierung der einzelnen Kliniken zu entwerfen und umzusetzen, um diese dann in einem Netzwerk zu zertifizieren. Bereits 1993 wurde das TraumaRegister DGU ® konzipiert, in welches nach einem standardisierten Verfahren die medizinischen Daten der Traumapatienten eingegeben wurden und werden, um diese Daten wissenschaftlich auswerten zu können. Der erste standardisierte Jahresbericht erschien 1997, der den teilnehmenden Kliniken ihre Behandlungsdaten im Vergleich zum Gesamtkollektiv darstellte. 
Zur weiteren Verbesserung der organisatorischen wie fachlichen Fähigkeiten wurde das Weißbuch der Schwerverletztenversorgung und die S3-Polytraumaleitlinie erarbeitet. Seit 2006 sind inzwischen drei Weißbücher der Schwerverletztenversorgung erschienen, die letzte Fassung erschien 2019. Im Jahre 2022 wird die neueste Revision der S3-Polytraumaleitlinie veröffentlicht werden. 
Diese Entwicklung der DGU war nur möglich, weil sich zu jedem Zeitpunkt Menschen gefunden haben, die sich mit einer großen Begeisterung, Engagement und beseelt von dem Ziel der Verbesserung der Verletztenversorgung, um diese Aufgaben gekümmert haben. 
Mit Begeisterung der Kümmerer sein – das war das Motto und die Triebfeder. 
Die Grundhaltung, dass wir als Unfallchirurgen den verletzten Patienten vom Beginn der Behandlung bis zur Rehabiliation begleiten entstammt der tiefen Überzeugung, dass gerade auch das Polytrauma nicht die Summe verschiedener Einzelverletzungen darstellt, sondern ein eigenständiges komplexes Krankheitsbild ist, welches einer besonders umfassenden und fachlich breit aufgestellten Fort- und Weiterbildung bedarf (zB. Höhlenkompetenz, Traumaimunologie usw.). 
Durch die immer weiter vorangetriebene Spezialisierung in den Fachgebieten, die auch vor der Unfallchirurgie nicht Halt macht, sowie vor dem Hintergrund der sich immer weiter verändernden demographischen Situation, ist die Frage zu stellen, wie sich die Unfallchirurgie weiterentwickeln wird und soll. Dabei ist immer das Ziel im Auge zu behalten, die Versorgung unserer Patienten zu verbessern. Es ist also zu fragen, wie wird der Unfall in 20 Jahren aussehen, wer verunfallt wodurch, wie sieht es mit den zukünftigen speziellen Unfallchirurgen aus, wollen diese sich begeistert und mit vollem Engagement in diese Arbeit stürzen, wie es die früheren Generationen gemacht haben? Letztlich ist die Frage zu beantworten, wie kann man die junge Generation für die Unfallchirurgie so begeistern, dass sie neben der Patientenversorgung auch Spaß und Lust hat, sich in einer Fachgesellschaft zu engagieren, um die Erfolgsgeschichte dieser dynamischen DGU weiter schreiben zu können?
Dazu wurde vom Vorstand der DGU der Nichständige Beirat (NSB) beauftragt, zusammen mit dem Leibnitzinstitut Antworten zu finden, wie die DGU sich in Zukunft entwickeln will und /oder muss. 
Nach meiner tiefen Überzeugung ist aber ein wesentlicher Grundpfeiler für die Weiterentwicklung des Kümmerers und der DGU eine ehrlich empfundene Begeisterung für unsere Aufgabe notwendig. Wir müssen die junge Generation davon überzeugen, als breit aufgestellter Unfallchirurg (medizinischer Zehnkampf), bei teilweise anspruchsvollen Arbeitszeiten mit Motivation für unsere Patienten als Kümmerer da zu sein. Wir müssen deutlich machen, dass die Unfallchirurgie immer eine Herausforderung ist, sie ist anstrengend, aber genau deswegen ist sie auch so befriedigend und erfüllend. Nur wer den Gipfel mit eigener Kraft erklommen hat, der kann den Blick in die Ferne genießen und stolz darauf sein, es geschafft zu haben. Aber diesen Weg schafft man nur mit der notwendigen Begeisterung für das eigene Tun.
Um unser Fach Unfallchirurgie und die damit zusammenhängenden Tätigkeiten, Aufgaben und Verantwortlichkeiten unseren jungen Kollegen darzulegen, zu zeigen was es heißt der Kümmerer zu sein, zu zeigen was Begeisterung bewegen kann, ist eine authentische Auseinandersetzung mit der Zukunft der Unfallchirurgie erforderlich.
Ziel ist es, Begeisterung für die Unfallchirurgie weiterhin erlebbar und spürbar zu machen. Begeisterung ist die Triebfeder für eine kreative Weiterentwicklung unserer DGU.

Mit besten Grüßen aus Ulm

Ihr

B. Friemert
 

  • 01.07.1983 Eintritt in die Bundeswehr als Wehrpflichtiger
  • 01.01.1985 Übernahme als Sanitätsoffizieranwärter
  • 1986 – 1992 Studium der Humanmedizin an der Universität zu Köln
  • 03.12.1992 3. Staatsexamen der Humanmedizin
  • 12/1992 – 01/1995 Assistenzarzt Chirurgie am Bundeswehrkrankenhaus Hamm, (Oberstarzt Dr. Leist)
  • 21.04.1993 Promotion (Thema: Die postoperative Patella baja (Häufigkeit – Entstehung – Klinische Relevanz)
  • 17.06.1994 Approbation
  • 25.01.1995 Zusatzbezeichnung Sportmedizin
  • 02/1995 – 03/1997 Truppenarzt TrspBtl 420, Burg/Magdeburg
  • 04/1997 – 09/2004 Assistenzarzt am Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Abt. Chirurgie (Oberstarzt Prof. Dr. H. Gerngroß)
  • 17.10.2000 Facharzt für Chirurgie
  • 01.04.2001 Oberarzt der Chirurgischen Abteilung BWK Ulm (Oberstarzt Prof. Dr. H. Gerngroß)
  • 01.01.2003 Stellv. Leiter Sektion Unfallchirurgie der Chirurgischen Abteilung Bundeswehrkrankenhaus Ulm (Oberstarzt Prof. Dr. H. Gerngroß)
  • 24.10.2003 Ernennung zum Ausbildungsleiter der DEGUM Sektion Chirurgie
  • 10/2004 – 12/2005 Oberarzt der Abteilung Unfallchirurgie am Klinikum Rechts der Isar (Chefarzt Prof. Dr. MA. Scherer), Chirurgische Klinik der TU München
  • 01 – 12/2005 Leitender Oberarzt der Abteilung Unfallchirurgie am Klinikum Rechts der Isar (Chefarzt Prof. Dr. MA Scherer), Chirurgische Klinik der TU München
  • 01.12.2005 Schwerpunkt Unfallchirurgie
  • 14.12.2005 Habilitation für das Fachgebiet Chirurgie an der Technischen Universität München (Thema: Die Short and Medium Latency Response der Hamstrings nach einer ventralen Tibiatranslation als Korrelat der funktionellen Kniegelenksinstabilität – Reliabilisierung einer Testmethode und Veränderungen nach Kreuzbandverletzungen)
  • 13.01.2006 Ernennung zum Privatdozenten an der TU München
  • 01/2006 – 09/2007 Stellv. Leiter der Sektion Unfallchirurgie der Chirurgischen Abteilung im Bundeswehrkrankenhaus Ulm (Oberstarzt Prof. Dr. H. Gerngroß, ab 2006 Dr. R. Steinmann)
  • 24.05.2007 Facharztprüfung zum FA für Orthopädie und Unfallchirurgie
  • 10/2007 – 11/2009 Lt. Oberarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Bundeswehrkrankenhaus Ulm (Oberstarzt Dr. R. Steinmann)
  • 10.06.2008 Umhabilitation und Erteilung der Lehrbefugnis an der Universität Ulm für das Fach Chirurgie
  • 13.11.08 Berufung auf die Position des Klinischen Direktors der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Bundeswehrkrankenhaus Ulm zum 01.12.2009
  • seit 01.12.2009 Klinischer Direktor der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Septische und Rekonstruktive Chirurgie, Sporttraumatologie am BWK Ulm
  • 18.02.2010 Ernennung zum Außerplanmäßigen Professor der Universität Ulm im Fachgebiet Chirurgie
  • seit 4/2013 Geschäftsführender Arzt des Chirurgischen Zentrums des Bundeswehrkrankenhauses Ulm
  • seit 1/2015 Fachgebietsleiter für die Unfallchirurgie/Orthopädie in der Konsilliargruppe Chirurgie des Sanitätsdienstes der Bundeswehr
  • seit 1/2016 Koordinator für Forschung und Lehre am Bundeswehrkrankenhaus Ulm
  • seit 1/2017 Mitglied im Direktorium am Bundeswehrkrankenhaus Ulm
  • Traumaversorgung
  • Taktisch-strategische Chirurgie, Katastrophenchirurgie, Einsatzchirurgie
  • Neurophysiologische Störungen des Bewegungsapparates
  • Ultraschall
  • 2010 – 2013 Vorsitzender der AG Ultraschall der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
  • 2013 - 2019 Vorsitzender der AG Einsatz-, Katastrophen-, und Taktische Chirurgie (EKTC) der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
  • 2016 - 2018 Mitglied des nichtständigen Beirates der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
  • seit 01/2011 Mitglied des Beirates des Traumanetzwerkes der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie als Vertreter des Sanitätsdienstes der Bundeswehr
  • seit 08/2016 Mitglied des wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer
  • seit 01/2020 Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
  • seit 1/2021 Mitglied im Gesamtvorstand der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie
  • Bundeswehrverdienstkreuz in Silber
  • Ehrenmitglied des Deutschen SanOA e.V.
  • 1996 (4 Monate) Kroatien (SFOR)
  • 11/2000 - 01/2001 Prizren (KFOR)
  • 03/2003 - 05/2003 Prizren (KFOR)
  • 01/2004 - 03/2004 Djibuti, Horn von Afrika (OEF)
  • 01/2006 - 03/2006 Mazar e Sharif, Afghanistan (ISAF)
  • 06/2007 - 07/2007 Mazar e Sharif, Afghanistan (ISAF)
  • 05/2008 - 06/2008 Feyzabad, Afghanistan (ISAF)
  • 03/2009 - 04/2009 Feyzabad, Afghanistan (ISAF)
  • 12/2010 - 01/2011 Kunduz, Afghanistan (ISAF)
  • 11/2013 - 12/2013 Mazar e Sharif, Afghanistan (ISAF)
  • 02/2016 - 04/2016 Mazar e Sharif, Afghanistan
  • 01/2020 - 02/2020 Koulikoro, Mali
  • Mitglied werden Mitglied werden
  • Kontakt Kontakt